Digitalisierung und KI

Künstliche Intelligenz im Steuerwesen: Ihr neuer bester Freund?

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dvo Geschäftsführer Mag. Richard Theiß im Gespräch mit Digitalökonom Mag. Martin Giesswein. Mehr Produktivität und attraktive Arbeitsumgebung: Warum KI nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in den Kanzleien unumgänglich ist.

RT: Alles spricht von Künstlicher Intelligenz. Brauchen wir sie wirklich?

Martin Giesswein: Ja, allein schon aus volkswirtschaftlicher Sicht, weil sie ein Produktivitätsfaktor ist. Gerade in Österreich und in Europa können wir uns überhaupt nicht leisten, hier irgendwelche Abstriche zu machen. Insbesondere die Produktivität pro Arbeitsstunde stagniert in unseren Breitengraden seit vielen Jahren. Wir bringen aus verschiedensten arbeitsorganisatorischen Gründen gar keine Leistung mehr zusätzlich ins System ein. Dieses natürliche Wachstum ist aber volkswirtschaftlich notwendig, um unsere gesteigerten Anforderungen und unseren Wohlstand auch in der Zukunft zu finanzieren. Gerade die Digitalisierung, und zwar die richtig angewandte Digitalisierung, ist hier ein Produktivitätsfaktor. Man muss ihn aber auch ausnutzen und richtig einsetzen, dann kann man damit auch auf betriebswirtschaftlicher Ebene Qualität steigern, Kosten senken und Zeit sparen.

RT: Gilt das auch für Kanzleien?

Das gilt für jede Organisation, angefangen vom Einzelunternehmer bis hin zum Großkonzern und insbesondere natürlich für prozessual arbeitende Berufe wie die Steuerberatung.

RT: Was kann die KI für die Steuerberatungskanzlei tun?

Künstliche Intelligenz kann heute schon neue Inhalte generieren, bald wird die autonom agierende KI Tätigkeiten selbstständig verrichten. Höchst relevant für die Steuerberatungsbranche wird die Synthese-KI werden, die dabei hilft, unstrukturierte Daten aus den verschiedensten Töpfchen zu einem Gesamtbild zusammenzuführen. All das ist wie geschaffen für die Optimierung der Dienstleistungen der Steuerberatungsbranche.

RT: Welche Risiken gehen Kanzleien ein, wenn sie den digitalen Wandel nicht mitgehen?

Ich selbst habe in vielen Branchen gesehen, was die Ignoranz gegenüber digitaler Transformation anrichten kann. Ich war ja lange Zeit Manager in einem Technologieunternehmen. Damals haben wir noch geglaubt, dass die Zukunft eine lineare Fortschreibung der Vergangenheit wäre. Wenn man in einer komfortablen Situation ist und zum Beispiel die Marktführerschaft innehat, oder wenn aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen die eigene Branche gar nicht untergehen kann, dann kann man eine sogenannte Erfolgsarroganz aufbauen. Das führt dazu, dass man sich nicht selbst neu erfindet, oder nicht einmal die bestehenden Prozesse zumindest linear laufend optimiert.

RT: Ihr wichtigster Rat für Kanzleien?

Eine Steuerberatungskanzlei, die eine Kombination aus künstlicher Intelligenz und menschlicher Intelligenz anbietet, ist in dieser Verbindung unschlagbar. Wer eines der beiden Elemente weglässt, schöpft hingegen nicht das volle Potenzial aus.

RT: Wie kann eine Kanzlei mit dieser rasanten Entwicklung überhaupt Schritt halten?

Optimal ist, wenn das Ganze ohnehin in ein geprüftes, langjährig am Markt befindliches Softwareprodukt Einzug findet, so wie das zum Bespiel bei den Lösungen der dvo der Fall ist. Wer diese Lösungen nutzt, bekommt die Entwicklung frei Haus mitgeliefert und muss nicht selbst etwas zimmern. Besonders spannend: Die dvo integriert auch Künstliche Intelligenz in deren Produkte – wie zum Beispiel bei der Belegbox. Sowas vereinfacht die Zusammenarbeit zwischen Kunde und Steuerberater erheblich. Wichtig ist allerdings auch, dass in der Kanzlei die Digitalkompetenz vorhanden ist, damit diese Systeme auch wirklich optimal verwendet werden können.

RT: Wie wird der Kanzleialltag dadurch verändert?

Diese Automatisierung ist unverzichtbar, weil wir immer weniger Menschen haben, die diesen Beruf wirklich hochqualifiziert ausüben. Zusätzlich sind viele Personen immer wieder wechselwillig. Das heißt also, wir müssen diese Menschen unterstützen und ihnen eine wundervolle Arbeitsumgebung in den Steuerkanzleien bieten. Eine Arbeitsumgebung, in der sie ohne überfordert zu werden mit voller Unterstützung der digitalen Systeme managen und das Optimum für den Klienten herausholen können. Und vielleicht führen sie in der einen Stunde gesparte Zeit dann ein weiteres Gespräch mit einem potenziellen Klienten oder geben einem bestehenden Klienten auch noch einmal persönlich jene Tipps, die wiederum die Klientenbindung stark erhöhen.

RT: Werden Arbeitskräfte also nicht abgeschafft?

MitarbeiterInnen müssen keine Bedenken haben, dass die Digitalisierung eine Gefahr für sie darstellen könnte. Ganz im Gegenteil: Sie bringt eine Erleichterung für die Menschen, die wir in diesen Berufen so dringend brauchen.

Fotocredit: Daniel Hinterramskogler und Mag. Martin Giesswein